„Wir wollen das Licht am Ende des Tunnels sein“, sagte Florian Weber, Creative Director & Head of Event Presentation bei den European Championships Munich 2022, noch im vergangenen Jahr. Diese Aussage gilt gleich doppelt. Zum einen, weil bei den European Championships 2022 nach den Corona-Einschränkungen der vergangenen Jahre endlich wieder Tausende Zuschauer die 4700 Athleten bei ihren Europameisterschaften in der Leichtathletik, dem Beachvolleyball, Kanu-Rennsport, Klettern, Radsport (inklusive Straße, Bahn und BMX Freestyle), Rudern, Tischtennis, Triathlon und Turnen bejubeln können.
Licht am Ende des Tunnels soll das Großevent aber auch für alle jene sein, die Sport-Großveranstaltungen organisieren. Die Akzeptanz dafür ist nämlich momentan rund um den Erdball gering. Das zeigen diverse Volksentscheide bei Bewerberstädten von Olympischen Spielen. Wie zum Beispiel auch in München – dort lehnten 2013 rund 52 Prozent der BürgerInnen eine Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2022 ab.
Das Großevent findet stattdessen in Peking statt, wo die Bevölkerung kein Mitspracherecht bei derlei Entscheidungen hat. München feiert das 50-Jährige Jubiläum der Olympischen Sommerspiele 1972 stattdessen eine Nummer kleiner mit einer Multi-Europameisterschaft. Weber: „Wir wollen Deutschland und der Welt zeigen, dass es einen nachhaltigen Weg gibt, solche Events zu organisieren. Einen Weg, der Benefits bringt und kein dickes Loch in den Haushalt reißt.“
Gelingen soll das mit Hilfe des Olympiaparks von 1972, der tatsächlich ein sehr gutes Beispiel für die nachhaltige Nutzung der durch ein Großevent entstandenen Infrastruktur ist. Das Olympiastadion und die große Olympiahalle werden Open Air oder Indoor regelmäßig für große Events genutzt. Die Olympiaschwimmhalle ist bei normalen Besuchern genauso beliebt wie bei Vereinen oder Topsportlern. Und auch der Olympiapark selbst als grüne Lunge im Herzen von München wird von Sportlern und Erholungssuchenden stark frequentiert.
Genau hier wird über fünf Jahrzehnte nach dem Bau wieder ein großes Event stattfinden, dass wie damals 1972 Maßstäbe setzen könnte. Zumindest einige Wettkampfstätten sollen mit nachhaltigem Catering Beispiele dafür werden, dass man derlei Großveranstaltungen mit „Zero Waste“ (ohne Müll) organisieren kann. Statt Autos als Transportmittel soll möglichst komplett der öffentliche Nahverkehr genutzt werden. Auch, weil die Hotels für die Teilnehmer und Besucher bei diesem Event der kurzen Wege nahe an den Wettkampfstätten rund um den Olympiapark, im Zentrum von München und im Regattazentrum Oberschleißheim sein werden. Insgesamt haben die Organisatoren sechs Nachhaltigkeitsziele definiert.
Dazu gehört auch, dass die lokale Wertschöpfung unterstützt und die gesamte Region mit ins Boot geholt werden soll. „Wir planen zum Beispiel ein großes Schulprogramm mit einem Wettbewerb“, berichtet Weber. Schulen und Vereine sollen auch direkt profitieren, in dem sie zum Beispiel beim Event genutzte Sportgeräte zur Nachnutzung bekommen. Ebenfalls laut Weber ganz wichtig: „Wir wollen nicht nur die Sport-Fans begeistern, sondern auch was für die Nicht-Sport-Fans tun. Wir wollen Erinnerungen schaffen, überraschende und unerwartete Erlebnisse kreieren.“
Das Begleit-Festival „The Roofs“ im Olympiapark lockt mit einem bunten Mix aus Kultur, Kunst, Musik und Food auch Nicht-Sport-Fans an. Neue Ideen gibt es auch im sportlichen Bereich: In speziellen „Meet and Greet“-Zonen sollen Fans die Möglichkeit bekommen, den besten Sportlern Europas wirklich nahe zu kommen. „Es gibt Mixed-Zonen für das Fernsehen, Mixed-Zonen für Journalisten, aber bisher keine Mixed-Zonen für Zuschauer. Bis jetzt“, sagt Weber.
Er glaubt fest daran, dass München 2022 Geschichte schreiben wird. Als Vorbild, wie ein nachhaltiges Event der Zukunft ausschauen könnte.
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