Die anhaltende COVID-19-Krise stellt die globale Sportartikelbranche vor große Herausforderungen. Darum will der Weltverband der Sportartikelindustrie (WFSGI) mit einer monatlichen Pulsumfrage unter allen Unternehmen der Branche - auch den Nicht-Mitgliedern – mehr Licht ins Dunkel der aktuellen Krise bringen. „Die Ergebnisse der ersten Pulsumfrage bestätigen die signifikanten negativen Auswirkungen, die COVID-19 auf die globale Sportartikelindustrie in der gesamten Lieferkette hatte“, erklärt Präsident und CEO der WFSGI, Robbert de Kock. „Im Interesse der Solidarität sind wir bestrebt, allen Sportartikelunternehmen zu helfen, indem die einzigartige Wissensbasis und das Netzwerk innerhalb unserer Mitglieder genutzt wird, um wichtige Trends, Erkenntnisse und bewährte Verfahren bereitzustellen.“ Das sind die wichtigsten Ergebnisse:
Die Schließung der stationären Geschäfte lenkte den Fokus des Handels schon nach wenigen Tagen aufs Onlinegeschäft. Daran hat sich auch im April nichts geändert: 80 Prozent der befragten Marken und Händler wollen ihr Onlinegeschäft ausbauen. Gleichzeitig gilt es, schnell praktikable Lösungen für die hohen Lagerbestände zu finden. 47 Prozent der Befragten wollen Bestellungen in den folgenden Monaten stornieren, 60 Prozent machen von verlängerten Zahlungszielen Gebrauch. Rund 40 Prozent planen die Bereinigung aller Lagerbestände, um liquide zu bleiben und Marktchancen in den sich erholenden asiatischen Märkten zu nutzen.
Lieferanten auszulisten ziehen etwa 30 Prozent der Befragten in Betracht. Über die Hälfte plädiert jedoch dafür, mit den bisherigen Lieferanten weiterzuarbeiten und lediglich die Ordervolumen anzupassen. Die große Mehrheit der Befragten (90 Prozent) erwarten von ihren Lieferanten Flexibilität in der aktuellen Situation.
Auch nach der Pandemie wird Sport weiter eine große Rolle spielen, allen voran solche Sportarten, die sich im Freien ausüben lassen. Schon jetzt zeigt sich in vielen Märkten, dass die Segmente Running und Outdoor zu den Profiteuren der Pandemie gehören. Rund 70 Prozent der Befragten glauben, dass das auch nach der Pandemie so bleiben wird. Etwas weniger als Hälfte erkennen dagegen im Wandern das größte Potenzial, gefolgt von Fußball (20 Prozent) und Basketball (16 Prozent). Auch das Thema Bike wird von vielen Befragten auch nach der Pandemie als beliebte Aktivität angesehen.
Schon beim Ausbruch der Pandemie in China wurde die Verletzlichkeit der globalen Lieferketten deutlich. Inzwischen haben nahezu alle Kontinente mit Produktionsausfällen, Materialengpässen und Arbeitskräftemangel zu kämpfen - aber nicht im gleichen Umfang. Laut Umfrage sind Produktionsstätten in Fernost mit 68 Prozent am meisten betroffen, gefolgt von Europa (64 Prozent) und Südasien (54 Prozent). Lieferketten in Nordamerika sind hingegen nur bei 22 Prozent der Befragten in Mitleidenschaft gezogen, in Lateinamerika bei weniger als 10 Prozent.
Nach den Auswirkungen auf die Auftragseingänge gefragt, zeigt sich: 90 Prozent der Befragten sehen rückläufige Bestellungen von Kunden in Europa und Nordamerika. In Lateinamerika, Fernost und Südasien liegt die Rate mit 30 Prozent deutlich niedriger. Daraus ergeben sich gravierende Folgen für die finanzielle Situation. 86 Prozent der befragten Unternehmen müssen mit einer niedrigeren Finanzdecke zurechtkommen, weil Zahlungsziele verlängert, Bestellungen storniert und verspätet geliefert werden konnte. Die Hälfte der Unternehmen will daher geplante Investitionen erst einmal auf Eis legen, 45 Prozent denken über Entlassungen nach und 20 Prozent wollen künftig auf mehr Automation setzen.
Mehr als zwei Drittel aller Unternehmen klagen zudem über Engpässe bei der Materialbeschaffung, weil Zulieferer schließen mussten. 40 Prozent leiden unter logistischen Einschränkungen, ausgelöst durch Handelsbeschränkungen, verspätete Lieferungen oder Engpässen bei Reedereien. Die befragten Unternehmen sind zudem direkt betroffen, weil Teile der Belegschaft nicht zur Arbeit kommen, bedingt durch die Pflege kranker Angehöriger, aus Angst vor Ansteckung (20 Prozent) oder aufgrund von Reisebeschränkungen und fehlenden öffentlichen Transportmitteln (30 Prozent).
Auch im Mai erwarten die Unternehmen keine Besserung der Geschäftsentwicklung: Alle rechnen mit beträchtlichen Einbußen, die meisten (ca. 50 Prozent) mit einem Umsatzrückgang um die 50 Prozent, 15 Prozent sogar mit 70 bis 80 Prozent Rückgang. 22 Prozent geben eine moderate Prognose ab und erwarten einen Rückgang um maximal 20 Prozent. Auch hier spielen regionale Unterschiede eine große Rolle. Die am stärksten betroffene Region ist Europa, wo 95 Prozent einen Rückgang ihres Geschäfts erwarten, gefolgt von Nordamerika (77 Prozent), Asien (30 Prozent) und Lateinamerika (18). Auch nach der Pandemie rechnet niemand damit, dass sich das Geschäft rasch wieder erholt. Etwa zwei Drittel der Befragten glauben, dass es drei bis sechs Monate dauern wird, bis die ursprüngliche Geschäftsleistung wieder erreicht werden kann, 10 Prozent gehen da eher von einem Jahr aus.
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