Wandern, Radfahren, Laufen, Trailrunning, Klettern und Bouldern – alles was man draußen, alleine und in kleinen Gruppen machen kann, wird auch im kommenden Sommer hoch im Kurs liegen. „Generell sehen wir, dass mehr Menschen zum Outdoor-Sport finden“, stellt Benedikt Böhm von Dynafit fest. „Wir gehen davon aus, dass der gesamte Wanderbereich gut laufen wird“, bestätigt Daniele Grasso von Jack Wolfskin und beruft sich dabei auf die Erfahrungen aus dem ersten Lockdown im vergangenen Jahr.
„Outdoor Individualsport wird weiterhin gefragt sein“, sagt auch Thomas Unterweger von Ortovox. „Für Ortovox heißt das: Bergwandern, Bergsteigen, Klettern. Deshalb erwarten wir eine gute Nachfrage in all unseren Segmenten, Bekleidung, Rucksäcke und Notfallausrüstung.“ Angesichts geschlossener Indoor-Sportmöglichkeiten sind schon im letzten Jahr viele Menschen zu Outdoor-Sportarten gewechselt und werden diese jetzt fortsetzen. „Man merkt, dass die Menschen in sich und ihre Gesundheit investieren wollen“, sagt Gesa van den Kerkhoff von Schöffel.
Vor allem boomen die Sportarten, die einfach vor der eigenen Haustüre stattfinden können. „Menschen reagieren jetzt mehr auf unmittelbare Bedürfnisse“, sagt Julien Durant von Picture Organic Clothing. „Wir sehen gerade große Veränderungen beim Verkauf von Wetsuits in den Küstenregionen. Die Verbindung zwischen lokalen Aktivitäten und Konsum ist also stark, die Menschen planen ihre Ferien und Reisen nicht mehr, weil sie nicht wissen, ob sie reisen können.“
Das gilt auch für den Bike-Markt. Allein die Internetstores-Gruppe mit Onlineshops wie Fahrrad.de, hat über das gesamte Geschäftsjahr 2020 hinweg 250.000 Fahrräder versendet, so viel wie noch nie. Wenn der Abverkauf von Bikes im letzten Jahr neue Rekorde gebrochen hat, dann wird das Bedürfnis nach Bike-Ausrüstung nicht sinken. Einige Marken haben ihr Angebot erweitert oder sind mit einer Bikewear-Kollektion neu gestartet.
Dynafit bewies mit dem Launch von Bike-Bekleidung im Sommer 2020 ein gutes Timing. Schöffel bringt seine erste Bike-Kollektion in diesem Sommer heraus.
Moderne Sportlerinnen und Sportler konzentrieren sich heute nicht mehr auf nur eine spezifische Aktivität. War man früher entweder Bergsportler oder Mountainbiker, so setzt sich heute die Kombination von Sportarten immer mehr durch. „Mammut sieht als alpine Marke beispielsweise, dass es immer weniger von diesen ganz eingefleischten Bergsportlerinnen und Bergsportlern gibt, die sich nur auf das Bergsteigen konzentrieren.
Die neue Generation geht auch regelmäßig Sportklettern, Skitouren und Freeriden, Trails laufen aber auch Biken“, stellt Jonas Wittwer von Mammut fest. „Dementsprechend hat sich die Erwartung an die Produkte weiterentwickelt. Zum Beispiel ist Bekleidung gefragt, die weniger auf eine Aktivität spezialisiert und viel breiter einsetzbar ist.“ Darüber hinaus ist bequeme Homewear ein Trend, „die sowohl Zuhause als auch im Lifestyle-Umfeld funktioniert“, sagt Sara Molnar von Peak Performance.
Damit reagiert die Industrie auch auf den Wunsch vieler Konsumenten nach mehr Nachhaltigkeit. Markus Schelkle von Vaude: „Insgesamt ist durch die Pandemie auch eine (Rück-)Besinnung auf ein bewussteres Einkaufsverhalten zu sehen. Die Grundfrage lautet: Was brauche ich wirklich?“
Biobaumwolle ist gut, aber Hanf ist besser. Von Patagonia bis Maloja: Immer mehr Marken haben die alte Kulturpflanze in den letzten Saisons wieder für sich entdeckt und bauen ihren Anteil sukzessive aus. Ihr Vorteil: Die Pflanze gedeiht auch in kälteren Regionen, braucht wenig Wasser und wächst schnell – sogar ohne Herbizide und Pestizide.
Zudem verfügt sie über geeignete natürliche Eigenschaften, weil sie Feuchtigkeit und Temperatur reguliert, atmungsaktiv und geruchshemmend ist und dabei noch sehr strapazierfähig. Salewa hat der Faser eine neue Kletterkollektion gewidmet und setzt bei Shirts und Tights auf Alpine Hemp Jersey, eine Kombination aus Hanf, Bio-Baumwolle und recyceltem Polyester. Seit 2016 arbeitet das Unternehmen daran, die Tradition des Hanf-Anbaus wieder zurück nach Italien zu bringen und reinvestiert zehn Prozent des Umsatzes mit der Hanf-Kollektion wieder in den lokalen Anbau der Pflanze.
Auch im neuen nachhaltigen Sneaker Ecostride von Jack Wolfskin kommen nur natürliche und ungefärbte Materialien zum Einsatz, unter anderem Hanf.
Technische Innovation bedeutet derzeit vor allem nachhaltige Innovation. Viele Marken entwickeln ihre Produkte so weiter, dass sie dabei helfen, den ökologischen Fußabdruck reduzieren. „Wir arbeiten fleißig daran, unser Business mehr und mehr in Richtung Zirkularität zu lenken“, erklärt Sara Molnar von Peak Performance.
„Wir sind dabei, herauszufinden, wie wir unsere Endverbraucher mit einem Secondhand-Laden unterstützen können und haben begonnen, Abfälle aus der Produktion auf innovativere Weise zu sammeln, um daraus neue Fasern und schließlich neues Material für zukünftige Produkte herzustellen.“ Mammut hat für sich berechnet, dass die Kletterseilproduktion anteilig am meisten CO2 verursacht. Daraus entstand die Idee für das Projekt „Close The Loop“, das ausgedienten Kletterseilen ein zweites Leben gibt.
Ziel war es, herauszufinden, wie sich das Nylon, aus dem die Seile bestehen, immer wieder neu verwenden lässt. Das Ergebnis: 1.000 Close The Loop T-Shirts aus wiederverwertetem Nylon, die mit 67 Prozent weniger CO2 Emissionen hergestellt wurden - im Vergleich zu Neufasern.
Da scheiden sich die Geister. Während viele Kollektionen vorsichtshalber auf Langlebigkeit ausgerichtet wurden und deshalb auf neutralere Farbthemen setzen, gibt es auch ein großes Interesse nach leuchtenden Farben. „Online ist Farbe aktuell definitiv ein starkes Thema“, sagt Gesa van den Kerkhoff von Schöffel.
Im Bereich Bademoden, die in den letzten Monaten eine schwere Zeit hatten, hängt die Vorliebe bei den Farben tatsächlich von der aktuellen Krisenlage ab. Alina Ofenreiter von Protest: „Aufgrund der geschlossenen Schwimmbäder und Reiseverbote hat sich in der letzten Saison alles auf funktionale Bikinis und Freizeitmode in gedeckteren Farben konzentriert. Sobald diese Einschränkungen aufgehoben werden, erwarten wir wieder mehr Lust auf Farbe. Dies haben auch Öffnungen in anderen Ländern gezeigt.“
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