ISPO.com: Du bist im April 2022 als Category Manager für Outdoor und das Future Lab zur Messe München gekommen. Wie kam es dazu?
Veronika Gstöttl: Ich komme eigentlich aus einem ganz anderen Bereich. Ich bin in einer Theaterfamilie aufgewachsen, meine Eltern sind beide Schauspieler. Ich bin hinter der Bühne groß geworden, war mit drei Jahren dort zum ersten Mal mit dabei. Später habe ich dann Journalismus studiert und als Kulturjournalistin in Hamburg und München gearbeitet. Meinen Master habe ich in Theaterwissenschaft gemacht, weil ich in Richtung Theaterkritik gehen wollte. Da habe ich aber gemerkt, dass das als Schreibtischjob nicht meins ist, ich aber auf jeden Fall weiter im Kunst- und Kulturbereich bleiben wollte.
Wie ging es dann weiter?
Nach meinem Master war ich erst einmal auf Weltreise, bin fast zehn Monate durch Südostasien, Bali und Borneo, Australien, Neuseeland und Indien gereist. In Melbourne bin ich hängen geblieben und habe zwei Jahre an einem kleinen Stadttheater mit wundervollen Menschen für ein Theater- und Filmfestival gearbeitet. Zurück in Deutschland blieb ich dem Theater treu und habe im Showpalast München das Stagemanagement und als Showcaller übernommen. Im Produktionsteam habe ich neue Konzepte entwickelt und umgesetzt.
Wie vollzog sich der Wechsel vom Theater zur Messe?
Dieses Operative hat mir schon viel mehr zugesagt, deswegen habe ich anschließend zu einer kreativen Eventagentur gewechselt, bei der zwei Jahre lang auch die Messe München mein Key Account war. Von hier war der Wechsel dann recht einfach, weil ich einige aus dem ISPO Team schon kannte. Das hat den Einstieg als Category Managerin im April dieses Jahr sehr viel einfacher gemacht.
Was machst du jetzt als Category Managerin bei der Messe?
Ich gehe auf die Outdoormarken und -verbände zu, schaffe eine Vertrauensbasis und eine offene Kommunikation. In den vergangenen Jahren hat es mit der Corona-Unsicherheit an allen Ecken und Enden gebröckelt. Deshalb ist es jetzt wichtig, dass ich mich aktiv melde und vor allem zuhöre. Das ist die Grundlage, damit für alle der Neustart nach der Pandemie gelingt.
Was hat dir in deinen ersten Monaten bei der Messe am meisten Spaß gemacht?
Ich finde das Community-Building sehr schön. Die Menschen hinter den E-Mails persönlich kennenzulernen und vor Ort zu sein. Man spürt einfach, dass alle wieder Bock auf ein Wiedersehen haben. Das hat man auch schon auf der OutDoor by ISPO gemerkt, als sich Leute, die sich drei Jahre nicht mehr gesehen haben, in den Hallengängen um den Hals gefallen sind. Diese Emotionen und die Wertschätzung der Leute zu mir als Ansprechpartnerin gefallen mir besonders.
Inwieweit spielt Outdoor abseits des Jobs in deinem Leben eine Rolle?
Ich würde nicht von mir behaupten, eine Supersportlerin zu sein. Für mich gilt: Hauptsache, draußen! Auch beruflich versuche ich, Meetings oder Gespräche am liebsten draußen, zum Beispiel bei einem schönen Spaziergang, abzuhalten.
Welche Themen beschäftigen die Outdoorbranche in diesen Gesprächen aktuell?
Sustainability – insbesondere die holistische Betrachtung von nachhaltigem Wirtschaften, ist noch immer das wichtigste Thema. Dabei geht es nicht mehr nur darum, dass mein Produkt umweltverträglich ist. Es geht um die komplette Wertschöpfungskette: Wo bekomme ich oder meine Zulieferer innerhalb der Supply Chain die Materialien her? Wie kommt das Material zu mir? Wie sind die Arbeitsbedingungen bei der Produktion vor Ort?
Inwiefern wird sich das auch in den Hallen der ISPO Munich 2022 niederschlagen?
Viele Aussteller stellen ihre Green Lines vor. Außerdem wird es auch diesmal wieder den Sustainability Hub geben. Dort können sich Aussteller und anderem Stage-Time kaufen, um beispielsweise ihre Nachhaltigkeitsprojekte vorzustellen. Das geht auch im Retail- oder Digitize-Bereich. Aber wir merken, dass die Sustainability-Bühne am gefragtesten ist, weil Nachhaltigkeit aktuell das Thema ist, auf das die Menschen den größten Wert legen. Man merkt, dass die Marken diesen gesellschaftlichen Druck sehr ernst nehmen.
Du bist neben dem Outdoor-Bereich auch für das Future Lab auf der ISPO Munich zuständig. Was genau kann man sich darunter vorstellen?
Die Messe München und die ISPO Group sind mehr als bloße Schaufenster für Produkte. Deshalb werden wir mit dem Future Lab in Halle B2 im Herzen der ISPO Munich einen Ort schaffen, an dem es ausschließlich um Inhalte geht. Hier erzählen Brands ihre Geschichte. Es stehen Purpose und Storytelling im Vordergrund, weniger das einzelne Produkt. Wir versammeln im Future Lab Solution Provider, die auch anderen Marken den Weg weisen können. Ich will oder kann als kleine Marke aus Nachhaltigkeits- und Supply-Chain-Gründen nicht mehr im Ausland produzieren lassen, stoße aber an politische Hürden? Andere, erfahrenere Marken sind diesen Schritt bereits gegangen und können wertvolle Inspiration liefern. Das „Wir“ und die Gemeinschaft als Branche stehen im Future Lab über dem Konkurrenzgedanken.
Hat man als Marke noch eine Chance, hier einen Platz zu ergattern?
Ja, es gibt aktuell noch die Möglichkeit, sich daran zu beteiligen.
Welches Thema ist dir persönlich bei der ISPO Munich 2022 außerdem noch wichtig?
Ein weiteres wichtiges Thema ist Inklusion. Wir haben neben Themen auf der Bühne auch ein spezielles, inklusives Catering-Konzept und wollen ein Bewusstsein für Diversität in all seinen Facetten schaffen, die Teil der Gesellschaft und damit auch Teil der Sport-Community sind.
Können wir da auf mehr behindertengerechte Sportartikel hoffen?
Genau das wollen wir damit anstoßen. In diesem Bereich gibt es noch Potenziale, die wir thematisieren wollen.
Wird man auch dich mit deiner Theater-Vergangenheit auch auf einer Bühne der ISPO Munich erleben?
(lacht) Nein, ich mache alles, was hinter der Bühne passiert. In meiner Familie stehen alle lieber auf der Bühne, ich kann den kreativen Teil besser: Dramaturgie, Positionierung, Inszenierung, aber auf gar keinen Fall die große Performance auf der Bühne. Im Scheinwerferlicht können die anderen stehen.
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