Textrends/27.06.2024

ISPO Textrends auf der OutDoor 2024: Megatrends und Good Vibrations

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ISPO Textrends untersucht die drei Megatrends, die die Zukunft der Branche bestimmen und die Frühjahr/Sommer-Saison 2026 steht ganz im Zeichen von Nachhaltigkeit, Leistung und Kreativität. Die preisgekrönten Materialien und Bestandteile für die Saison sind besonders von drei Megatrends beeinflusst, von denen jeder für sich genommen stark ist und in unterschiedlichem Maße für verschiedene Produkte wirkt. Das perfekte Trio!

Auf der OutDoor 2024 wurde deutlich, dass diese drei Megatrends bereits auf dem Weg in eine positive Zukunft sind, da die Marken für die Saison Frühjahr/Sommer 2025 und die Materialbestandteile für Frühjahr/Sommer 2026 bei den ISPO Textrends Elemente aufgreifen, die sich weiter entwickeln werden.

Louisa Smith ist eine weltweit anerkannte Textil- und Fashionexpertin. Ihr Innovationsgeist sowie ihre Expertise machen sie zu einer gefragten Meinungsführerin der Textilbranche – auch im Sport- und Outdoorbereich. Bei den Textrends Awards ist sie führendes Jury-Mitglied und präsentiert diese einmal im Jahr auf der ISPO Munich. Außerdem unterstützt Louisa das Team rund um den ISPO Award mit einem Sustainability-Check und prüft die Nachhaltigkeitsinfos relevanter Produkte – für mehr Transparenz und wirkliche Veränderung in der Sportwelt.

Great foundations — Megatrend 1: Power Up

Der Megatrend Power Up umfasst die nachhaltigen Entwicklungen, die wir bereits erreicht haben, sowie die textilen Prozesse und Inhaltsstoffe, die für diesen Kurs stehen.
Verantwortungsvolle Beschaffung und verantwortungsvolles Design sind der Weg zu einer Kreislaufwirtschaft, einer Zukunft ohne Abfall. Im heutigen Geschäftsklima darf Nachhaltigkeit kein Alleinstellungsmerkmal sein, sie muss ganz klar fester Bestandteil des Endprodukts sein. Brands müssen ganz klar wissen, Greenwashing ist ein Tabu! Also Finger weg, denn egal, ob absichtlich oder nicht, Greenwasher werden erwischt werden. 

Eine interessante Entwicklung gibt es mit „green hushing" und „green blushing". Die Bezeichnung Green hushing steht für das Vorgehen von Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsziele und -erfolge absichtlich zu verschweigen und damit den nachhaltigen Aspekt zu normalisieren. Green blushing beschreibt eine ähnliche Haltung, bei der lobenswerte Entwicklungen heruntergespielt werden und die bescheidene Aussage lautet: „We just did it".

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Marken, die ihre Produkte verkaufen wollen, sollten von Natur aus ein starkes nachhaltiges Ethos haben – Ende der Diskussion! Nachhaltigkeit ist ein fester Bestandteil der Lieferkette von der Faser bis zum Endprodukt. Und Produkte müssen sich durch Leistung und Kreativität auszeichnen – das ist es, was auf dem heutigen Markt beachtet werden sollte. 

Der Wandel in allen Marktsegmenten hin zu geringerem Wasserverbrauch, Wiederverwendung, Recycling, erneuerbaren Energien in Form von Solar- und Windenergie in Fabriken und verantwortungsvollem Design ist offensichtlich und muss unbedingt fortgesetzt werden.  Weitere Wachstumsbereiche sind Reparaturservices, Second-Life-Optionen und Rücknahmesysteme, eine positive Entwicklung hin zu langlebigeren Produkten und der Kreislaufwirtschaft. 

Dieser Megatrend fördert auch den gesunden Menschenverstand, etwas, was man als Grundvoraussetzung annehmen würde, was aber leider nicht der Fall ist. Kommunikation mit dem Verbraucher ist das A und O, aber sie muss einfach sein. Kund*innen wollen kein Whitepaper über ein Produkt, sondern eine klare und prägnante Kommunikation, die ihnen zeigt, dass die Marke, die sie kaufen, ihr Bestes gibt.

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Let’s get physical — Megatrend 2: Community

Ein klares Merkmal der OutDoor 2024 war die Tatsache, dass wir eine Gemeinschaft sind, ein Kollektiv, mit einer gemeinsamen Outdoor-Leidenschaft. Bei so vielen Entwicklungen, die auf digitaler Ebene stattfinden, brauchen wir immer noch diese menschliche Verbindung, nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch bei den Aktivitäten. Der Sport- und Outdoor-Sektor trägt nicht nur zur körperlichen Gesundheit bei, sondern auch zur geistigen Fitness. Da wir uns immer mehr isolieren, ist unsere Branche perfekt geeignet, um gleichgesinnte Verbraucher zusammenzubringen. Immer mehr Marken und Einzelhändler bieten Lauftreffs, „Netwalking"-Gruppen, Fitnessstudios und Kurse an, die den Verbraucher*innen den direkten Kontakt von Mensch zu Mensch in Verbindung mit der von ihnen gewählten Sportart ermöglichen.

Auch wenn künstliche Intelligenz immer mehr zu einem festen Bestandteil unseres Lebens wird, brauchen wir immer noch den menschlichen Kontakt, denn nichts wird jemals die Begeisterung, die Euphorie oder die Entspannung ersetzen können, die Sport- und Outdoor-Aktivitäten bieten. Auch im Hinblick auf die Kreativität. Die soziale Vernetzung durch Sport wird im Frühjahr/Sommer 2026 fortgesetzt, vor allem mit Swing-Sportarten wie Pickle-Ball, Tennis und Golf, die alle ein starkes Selbstbewusstsein und soziales Verhalten vermitteln.

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Konsument*innen in Bewegung zu bringen und dazu zu ermutigen, sollte ein ebenso großer Teil des Marketingaufwands sein wie das neueste Sortiment einer Marke. Inklusion ist auch ein menschlicher Faktor, wenn es darum geht, eine größere Gruppe von Menschen bei Treffen in den Bergen oder beim Standup-Paddleboarding am Meer einzubeziehen. 

Die körperliche Aktivität, die Marken brauchen, wurde auf der Messe mit dem Climbing Hub, dem Watersports Hub und dem Trailrunning Test Track in den Hallen deutlich. Aktivität und Verbundenheit – wenn wir dies in unserem Leben haben, können wir die Flut der KI, die auf uns zukommt, ausgleichen. Deshalb nicht vergessen, auch mal nach oben bzw. draußen zu schauen, das Smartphone weglegen und sich eine Auszeit nehmen!

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Industry 5.0 revs up — Megatrend 3: Revolution

Vor der Geschwindigkeit, mit der sich die Industry 5.0 im Vergleich zu früheren industriellen Revolutionen bewegt, gibt es kein Entkommen. Sie ist superschnell, und wir müssen sie annehmen und sie zu unserem Vorteil nutzen. Dies geschieht bereits auf Fabrikebene mit automatisierter Technologie von der Näherei bis zur Verpackung und Verteilung, die dadurch nicht nur effizienter wird, sondern sich auch an kleinere Mengen anpassen kann. Intelligente Fabriken sind reaktionsschnell und verringern den Bedarf an Überproduktionen. 

Auch auf der Ebene des Designs trägt die Digitalisierung zu einem schnelleren und effizienteren Prozess bei, aber wie können wir noch mehr Nutzen daraus ziehen? Zum Beispiel durch neue Scantechnologie, die die Rücksendung von Waren durch Verbraucher*innen verringert, was besonders auf dem Schuhmarkt zu beobachten ist. Das Hohenstein Institut stellte auf der Messe  seine neue 3D-Torso-Software für Sport-BHs vor. Dies ist ein bahnbrechender Ansatz für ein hoch entwickeltes Kleidungsstück, das bei verschiedenen Sportarten unterschiedliche Unterstützung bieten muss.

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Der 3D-Druck ist nach wie vor eine Möglichkeit für viele Produkte, um Abfall und Herstellungszeiten zu reduzieren. 2027 steht der Digital Product Passport bevor, was dazu führen könnte, dass Brands in Daten ertrinken, da die Informationen (noch steht seitens der EU nicht fest, was genau erforderlich ist) eine Softwareanwendung benötigen, um die bestätigte Rückverfolgbarkeit und Transparenz in Verbindung mit dem Nachhaltigkeitsgrad eines Produkts zu verkünden. Das spielt vor allem bei Trims eine wichtige Rolle, da hier QR-Codes leicht angebracht werden können, um alle Informationen zu übermitteln.

Verantwortungsbewusstes Design, Flexibilität und Vielfalt des Endprodukts bekämpfen nicht nur die Überproduktion, sondern auch den Überkonsum. Wie viel brauchen wir eigentlich? Die Marken, die dies bereits berücksichtigen, machen Fortschritte, insbesondere wenn sie diese Kriterien in neuen ultraleichten Kollektionen anbieten.

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ISPO Textrends Spring/Summer 2026 highlights

Parallel zu den führenden Marken, die den Outdoor-Sektor für Frühjahr/Sommer 2025 gestalten, führen die auf der ISPO Textrends vorgestellten Textilien und Ausstattungen, führen diese Aspekte und Trends fort, wie beim ISPO Textrends-Forumdeutlich wurde. Ein wichtiger Aspekt, den ISPO Textrends-Jurymitglied Braz Costa, General Manager, CITEVE, bei der diesjährigen Jurysitzung feststellte: „Alle Produkte haben irgendeinen Bezug zur Nachhaltigkeit, das ist jetzt eine Kultur!" Keine geringe Leistung für eine Branche, die sehr stark an der ersten industriellen Revolution beteiligt war und jetzt Textilien im Rahmen der industriellen Revolution 5.0 herstellt.

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Cellulosefasern, sowohl natürliche als auch künstlich hergestellte, gewinnen weiter an Bedeutung im Performance-Sektor. Die Südwolle Group wurde im Bereich Base Layer für ihr Produkt aus einer Mischung aus recycelter Wolle und Lyocell ausgezeichnet, bei der eine neue Spinntechnologie zum Einsatz kommt, die ein Schurwolle-Gefühl auf der Haut gewährleistet. Auf der Leistungsebene haben Cool Touch und UV Plus in dieser Saison an Bedeutung gewonnen und ergänzen das traditionelle Feuchtigkeitsmanagement und die Geruchshemmung. 

Bei den Stoffen werden die Gewichtsgrenzen immer weiter verschoben, mit unglaublich leichten Hochleistungsstoffen in den Bereichen Outer Layer und Membrane & Coatings. Dieser Trend zum Leichtgewicht zeigt sich bereits in marktreifen Produkten, wie sie auf der OutDoor 2024 zu sehen sind, insbesondere in Schlafsäcken und Outdoor-Ausrüstung.

Im Bereich Soft Equipment wurden neue Ideen vorgestellt, darunter verformbare Vliesstoffe, die im Vergleich zu früheren Entwicklungen unglaublich weich sind, aber ein hohes Maß an Kreativität aufweisen. Der chinesische Hersteller Anta wurde in diesem Bereich für einen durchbrochenen, bestickten Stoff ausgezeichnet, der für den Schuhsektor entwickelt wurde.

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Alle für diese Saison ausgezeichneten Produkte sind nachhaltig und umfassen sowohl traditionelle Rohstoffe aus der natürlichen und synthetischen Welt als auch neue Innovationen. Die Innovationen basieren auf Abfallstoffen und ungenutzten Ressourcen, von Ananas bis hin zu Obstabfällen, die zur Herstellung von High-Performance-Materialien verwendet werden können. In diesem Bereich werden wir in Zukunft noch mehr sehen.

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Messe München GmbH

Auf der OutDoor 2024 wurde im Material Lab der Bedarf an neuen, weniger umweltschädlichen Inhaltsstoffen ganz deutlich. Hier waren Unternehmen verteten, die an neuen Inhaltsstoffen für textile Zwecke arbeiten. Von Kakteen über Pilze bis hin zu Lebensmittelabfällen: Der Beginn einer neuen Ära ist da, sie muss nur noch skaliert werden, um das Volumen der Industrie zu erreichen - aber sie hat bereits begonnen, und das wurde bei den ISPO Textrends deutlich. 

Im Bereich Accessoires wurde JML für sein innovatives gewebtes QR-Code-Etikett ausgezeichnet.  Ein hochaktuelles Produkt, ist doch der bevorstehende Digital Product Passport etwas, das wir alle in naher Zukunft akzeptieren müssen, um Transparenz und Rückverfolgbarkeit aufrechtzuerhalten und unser gemeinsames Vorgehen als Industrie fortzusetzen, unser Bestes zu geben.

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